Anreise nach Schweden auf dem Landweg



Für die Anreise nach Schweden haben wir bei dieser Tour drei Tage eingeplant. Erstmalig reisen wir nämlich ohne Fährverbindung an und nehmen den Landweg über Dänemark. Tagesziel der ersten Etappe ist Schleswig. Hamburg umfahren wir großflächig über Landstraßen, um den gemeldeten Staus zu entgehen. Ab dem zweiten Tag sind dann Autobahnen für uns tabu. Vormittags fahren wir gemütlich an der Schlei entlang, durch kleine hübsche Örtchen wie Rieseby und Sieseby bis nach Kappeln. Weiter geht es querfeldein auf kurvigen Straßen nach Flensburg, wo wir auf dem Marktplatz eine Mittagsrast einlegen.
Die nächsten Kilometer durch Dänemark bis zur Insel Fünen sind eher unspektakulär. Ziel ist das Städtchen Bogense an der Nordküste. Unser B&B dort ist sehr einfach, dafür liegt es aber direkt am Alten Hafen. Im Sonnenschein machen wir einen Bummel durch die hübsche Altstadt, flanieren den Ost- und Westkai des alten Hafen entlang und wandern bis zur Marina. Abends erleben wir einen schönen Sonnenuntergang.

Der Höhepunkt des dritten Anreisetages sind die zwei gewaltigen Brücken über die Ostsee. Die 18 km lange Storebæltsbroen über den Großen Belt verbindet Fünen mit Seeland und wurde 1998 eröffnet. Sie besteht aus der 6790 m langen Ostbrücke zwischen Seeland und Sprogø und der 6611 m langen Westbrücke, deren Herzstück die 2694 m lange Hängebrücke mit 1624 m Spannweite ist. Die Fahrt über die Brücken ist ein tolles Erlebnis, besonders die Hängebrücke mit den riesigen Pylonen hinterläßt einen gewaltigen Eindruck.
Keine zwei Fahrstunden später erreichen wir ein weiteres Brückenbauwerk. Die 7845 m lange Öresundsbron ist die größte Schrägseilbrücke für Straßen- und Bahnverkehr der Welt. Zusammen mit der künstlichen Insel Peberholm und dem Drogdentunnel verbindet sie Dänemark mit Schweden, genauer gesagt die Städte Kopenhagen und Malmö. Auf der schwedischen Seite angekommen, steuern wir den Utsiktspunkt Öresundsbron in Limhamn an. Wie der Name schon sagt, hat man von hier einen schönen Blick auf die Öresundbrücke, bei klarem Wetter reicht er bis nach Kopenhagen.

Universitätstadt Lund

Unser B&B in Lund liegt mitten in der von Einbahnstraßen beherrschten Altstadt. Es ist sehr gemütlich und farbenfroh eingerichtet, der Herbergsvater ist nett, sehr hilfsbereit und gibt uns viele Tipps.
Lund ist als Studentenstadt bekannnt. Mit rund 40.000 Studenten hat sie eine der größten Universitäten Skandinaviens. Der mittelalterliche Stadtkern wirkt sehr einladend, sämtliche Straßen und Wege der Altstadt sind mit Kopfsteinpflaster versehen. Um uns alle Sehenswürdigkeiten anschauen zu können, legen wir einen motorradfreien Tag ein. Unser Gastgeber hat uns den Prospekt LUND till FOTS in die Hand gedrückt, an dem wir uns orientieren. Wir beginnen mit dem Botanischen Garten der Universität Lund mit mehr als 70000 Pflanzen. Imposant finden wir das neogotische Gebäude der Universitätsbibliothek. Jetzt in den Semesterferien herrscht dort kaum Betrieb. Sehenswert ist auch der romanische Dom von Lund. Er beherbergt eine astronomische Uhr aus dem 15. Jahrhundert. Hier befindet sich auch der Stortorget, der Mittelpunkt der Stadt mit Rathaus, Geschäften, Cafes und zahlreichen gut besuchten Restaurants.

Vadstena am Vättern



Nach zwei Tagen Lund liegt unser nächstes Ziel fast 400 Kilometer weiter nördlich in Östergötland. Es ist das mittelalterliche Städtchen Vadstena am Vättern. Unser B&B liegt mitten in der Altstadt, direkt an der Fußgängerzone. So können wir alle Sehenswürdigkeiten der Stadt in ein paar Minuten zu Fuß erreichen. Direkt am Vättern liegt Vadstena slott, die Burg wurde von Gustav Vasa gebaut und mit starken Wällen und einem Wallgraben umgeben. Gleich daneben liegt der Gästehafen, in dem jetzt zur Hochsaison reges Treiben herrscht. Die Klosterkirche in Vadstena ist eines der größten mittelalterlichen Bauwerke Schwedens. In der Kirche liegt der Reliquienschrein der Heiligen Birgitta, der noch heute bei Wallfahrten besucht wird. Das Ufer des Vättern lädt zum Spazierengehen ein und am Abend erleben wir einen schönen Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag starten wir zu einer kleinen Rundtour durch Östergötland. Erstes Ziel ist der Ort Berg am Roxen See. Hier befindet sich mit Bergs slussar die größte Schleusentreppe des Götakanals. Jetzt im Hochsommer ist der Götakanal gut besucht und die Schleusen sind ständig in Betrieb. Dank des "Garmin adventure Routings" meines Navis finden wir herrliche kleine Straßen mit unzähligen Rechts- und Linkskombinationen. Leider wird der Spaß am frühen Nachmittag durch ein längeres Regenschauer beendet.

Von Vadstena aus führt uns unsere Route nach Oskarshamn an der Ostseeküste. Von dort wird am nächsten Morgen die Fähre nach Gotland abgehen. Auf halbem Weg legen wir einen zweistündigen Stopp ein, in Vimmerby besuchen wir Astrid Lindgrens Näs. Es ist der Geburts- und Heimatort der Schriftstellerin. Hier im Nebengebäude des Pfarrhofes ist sie mit ihren Geschwistern aufgewachsen. Wir sehen uns zuerst die interessante Ausstellung an, danach dürfen wir mit einer Führung das Elternhaus besichtigen. Abends sind wir dann in Oskarshamn und beobachten vom Långa Soffan aus das Treiben im Hafen.

Eine Woche Gotland

Über Destination Gotland haben wir ein Ferienhäuschen auf Gotland gebucht. Das war nicht so einfach, da hier Hochsaison ist und die Festlandschweden die Insel bevölkern. Wir sind dann aber bei Karl-Oskars Krypin in Fidenäs fündig geworden. Das gelbe Häuschen, das zwei Ferienwohnungen beherbergt, ist bestens eingerichtet. Uns hat es an nichts gefehlt. Dazu gehört eine Terrasse und ein großer Garten mit Meerblick. Leider aber kein Zugang zum Wasser, der nächste Badeplatz liegt einige Fahrkilometer entfernt.
Nach unserer Ankunft fahren wir in das 8 km entfernte Burgsvik zum Einkauf. Nachdem unser Frühstück für die nächsten Tage gesichert ist, lassen wir den Tag im Garten in der Abendsonne sitzend ausklingen.

Gotland ist nach Seeland die größte Insel in der Ostsee. Sie ist 125 Kilometer lang und misst an der breitesten Stelle 53 km. Eine Besonderheit Gotlands sind die Raukar, bizarre Steinskulpturen aus Kalkstein, die vom Wind und Wasser im Laufe der Jahrtausende geschaffen wurden. Die härteren Teile aus widerständigerem Kalkstein blieben stehen, während die weicheren Teile verwitterten und ausgespült wurden. So sind Gebilde wie Hoburgsgubben oder Hunden auf Fårö entstanden.
Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die 92 mittelalterlichen Landkirchen, aus Kalkstein gebaut, die über die ganze Insel verteilt zu finden sind. Sie wurden in der Zeit vom späten 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts gebaut.
Das Inselinnere besteht aus Heidelandschaften und Trockenwiesen. An der 800 km langen Küstenlinie findet man sowohl herrliche Sandstrände als auch romantische Kieselstrände und Klippen.
Einzige Stadt der Insel ist Visby. Die Altstadt von Visby ist UNESCO Weltkulturerbe. Die 3,5 km lange mittelalterliche Stadtmauer ist fast komplett erhalten. 44 Türme stehen noch, die bekannteren sind Kärleksporten, Jungfrutornet und Kruttornet. Während der Dom aus dem 11. Jahrhundert tadellos erhalten blieb, haben dreizehn der ursprünglich sechzehn Kirchen die Jahrhunderte jedoch nicht überstanden.


Nach Visby fahren wir mit dem Bus. Zum einen haben wir keine Lust, mit Motorradklamotten dort herumzulaufen, zum anderen nutzen wir einen angekündigten Regentag sinnvoll! Die Stadt ist jetzt im Juli voller Leben. Die Restaurants und Cafes sind überfüllt. Die kleinen Gassen laden zum Bummel ein, besonders schön ist die Fiskargränd mit ihrer Blumenpracht. Immer wieder stößt man auf Kirchenruinen. Hinter dem Dom kann man über eine schmale Treppe auf die Anhöhe Klinten steigen, von wo aus man einen herrlichen Blick über die Stadt und das Meer hat.
An den übrigen Tagen sind wir mit dem Motorrad unterwegs. Zwei Touren führen uns durch den südlichen Zipfel Gotlands. Hier sind zwei bekannte Raukargebiete. An der Ostküste liegt das Naturschutzgebiet Holmhällar, an der Westküste Hoburgen mit dem Hoburgsgubben, der aus einem gewissen Blickwinkel wie der Kopf eines Menschen aussieht.
Die beiden Restaurants, die es hier gibt, sind zur Mittagszeit total überfüllt. Die Gäste stehen Schlange, um ihr dagens lunch zu bestellen. Viele der schwedischen Urlauber scheinen sich hier zum gemeinsamen lunch mit Freunden zu treffen.

Volker's Geburtstag verbringen wir bei herrlichem Wetter beim Hoburgsgubben und genießen die Aussicht auf die Küste und das Meer.
Auch einigen der Landkirchen statten wir einen Besuch ab. Gut gefallen hat uns die Kirche von Öja mit seinem Triumpfkruzifix, Gothem kyrka und die Kirche von Hablingbo.
Ziel der längsten Tagestour ist die Nordspitze Gotlands, die Insel Fårö. Diese erreicht man von Fårösund aus mit einer kostenlosen Fähre in ein paar Minuten. Die Wartedauer vor der Fähre war mit einer Stunde angegeben, aber als Motorradfahrer durften wir zum Glück vorfahren.
Die schönsten Raukargebiete Gotlands liegen hier auf Fårö. Wir besuchen sowohl den Gamla Hamn mit dem berühmten Rauk Kaffepannan oder Hunden genannt, als auch die Gebiete von Langhammaren und Digerhuvud.



Bei weiteren Touren haben wir Orte an der Ostküste wie Ljugarn oder die ehemalige Höhenburg Grogarnsberget bei Katthammarsvik besucht. An der Westküste besuchen wir Djupvik und das Ekstakusten Naturreseravat. Von hier hat man einen freien Blick auf die Vogelschutzinsel Stora Karlsö und Lilla Karlsö.

Höhepunkt für mich ist der abendliche Kurztripp zum Burgsviks hamn badplats, dem Badeplatz im Hafen von Burgsvik. Badanzug an, Motorradklamotten darüber und dann die 8 km bis zum Hafen gefahren. Direkt zum Badesteg und ab in das kühle Nass. Angeschlagen steht die Badetemparatur mit 17 Grad. Herrlich erfrischend. Nach einer Viertelstunde wieder raus, abtrocknen, umziehen und nach Hause. Das erscheint viel Aufwand für ein so kurzes Bad, aber den habe ich gerne in Kauf genommen. Volker fand das Wasser zu kalt, er hat stattdessen meine Klamotten bewacht ;-)
Die Woche auf Gotland war sehr erholsam, wir hatten viel Glück mit dem Wetter und unserer gemütlichen Unterkunft. Nur am Abreisetag hat uns der Regen so richtig erwischt. Wir sind durchnässt an der Fähre in Visby angekommen und mussten dort ungeschützt noch eine Stunde im Regen warten.

Marinestadt Karlskrona

Die Gotlandfähre legt am späten Abend in Oskarshamn an, gegen 22 Uhr erreichen wir das Calmar Stadshotell am Stortorget. Am nächsten Morgen folgt ein kurzer Stadtspaziergang durch Kalmar, ein paar Fotos vom Schloß und eine Dombesichtigung. Dann geht es weiter Richtung Süden.

Zuvor machen wir aber einen Schlenker nach Westen ins glasriket. Zwischen Växjö und Nybro liegen viele der bekanntesten Glashütten, wir statten der in Kosta liegenden ältesten Glashütte Kosta glasbruk einen Besuch ab. Dort kann man den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen. Neben mehreren Shops befindet sich dort auch die "Kosta Boda Art Gallery". Diese hat uns am besten gefallen, hier werden fantastische Kunstobjekte aus Glas ausgestellt.

Zwei Tage verbringen wir nun in der Kriegsmarinestadt Karlskrona. Sie ist auf mehr als 30 Inseln entstanden, ist Schwedens einzige Barockstadt und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Unser Hotel mit hauseigener Brauerei liegt mitten in der Stadt, so dass wir auch hier wieder Sightseeing zu Fuß machen können.
Auch dort ist der Stortorget mit Rathaus und zahlreichen Restaurants der Mittelpunkt. Sehenswert ist das Marinemuseum, überraschenderweise ist der Eintritt frei. Zu sehen gibt es das erste U-Boot Schwedens, die Hajen, sowie ein weiteres U-Boot aus der Zeit des Kalten Krieges. Desweiteren gibt es zahlreiche Schiffsmodelle, eine Sammlung von geschnitzten Gallionsfiguren und vieles mehr.
Abends probieren wir das Bier der hoteleigenen Karlskrona Mikrobryggeri des Arkipelag Hotel. Schmeckt sehr lecker, auch das Ambiente im Restaurant ist zum Wohlfühlen.

Heimreise

Der letzte Tag in Südschweden steht an. Gemütlich machen wir uns von Karlskrona auf nach Trelleborg zum Fährhafen. Hier an der Südküste ist es sehr voll. Das Wetter ist wieder besser geworden und an den Stränden herrscht Hochbetrieb.
Wir fahren die Küstenstraße entlang mit Pausen in Simrishamn und Ystad. Die letzten Stunden verbringen wir in Smygehuk. Hier ist heute Abend Sveriges sydligaste allsång, diese gemeinsamen Singabende sind in Schweden im Sommer sehr verbreitet. Die Bühne ist aufgebaut und die Artisten proben. Wir sitzen in der Eisdiele und beobachten die Menschenmassen, die zum allsång strömen. Kurz bevor es losgeht, brechen wir auf zum Fährterminal nach Trelleborg.
Die Fähre ist sehr leer, mitten in der Woche ist hier trotz Hochsaison anscheinend nicht viel los.
Nach einer ruhigen Überfahrt kommen wir morgens ausgeruht in Travemünde an. Genau heute setzt eine neue Hitzewelle in Deutschland ein und wir müssen die letzten 400 km bei über 30 Grad hinter uns bringen.
Völlig durchgeschwitzt kommen wir am frühen Nachmittag in Lippstadt an.

Seiteninfo

Die Lippebiker     ©Anette Eibig    Kontakt   Datenschutz