Samstag, 23.07.2011 Tagesziel: Zell am See (Österreich)

Am Samstagmorgen ist es soweit: Unsere (Männer-)Tour in die Dolomiten startet. Es ist kühl und trocken. Tom, Frank und ich treffen uns um 08:00 Uhr in Guxhagen bei Kassel am Autohof an der A7. Und gleich die erste Überraschung: Tom kommt nicht mit der erwarteten XJ 900, sondern mit seiner neuen (gebrauchten) ZZR 1100. Dieser von Frank und mir „Flugzeugträger“ (wegen der großen Start- und Landebahnen neben der Sitzbank) genannte Dampfer war schon immer „sein“ Motorrad. Zumal er dieses Modell früher schon einmal gehabt hat. Im Vergleich zur braven XJ 900 natürlich etwas ganz anderes! Die Bahn ist frei und es geht ohne Komplikationen Richtung Süden. Ab Ingolstadt setzt dann der obligatorische Regen ein, mal stärker, dann wieder etwas weniger und auch mal ein paar Kilometer ohne. Aber ab Siegsdorf dann nur noch Regen. In Zell am See angekommen, wird in der Villa Klothilde schnell eingecheckt und geduscht, dann nach nebenan zum Essen und Trinken. Für Sightseeing steht uns nicht der Sinn, es regnet.

Man mach sich regenfest
Sonntag, 24.07.2011 Tagesziel: Percha im Pulstertal (Italien / Südtirol)

Die ganze Nacht hat es geregnet und auch am Morgen noch. Als wir zum Frühstück gehen, regnet es immer noch. Wir erfahren bei Rührei und Brötchen vom sehr netten Personal, dass aus unserer für heute geplanten Fahrt über die Großglockner Hochalpenstraße nichts wird: Sie ist wegen Schneefalls nur mit Winterausrüstung befahrbar! Die haben wir natürlich nicht dabei, es ist Juli und Hochsommer. Nach kurzem Palaver haben wir eine Idee: Wir wechseln das Reiseziel! Die Wettervorhersage für die Dolomiten sagt für die nächsten Tage keine Besserung in Sicht. Also setzen wir uns mit der Zentrale in Lippstadt in Verbindung. Anette soll uns am Gardasee für die nächsten drei Nächte unterbringen. Sie schafft es tatsächlich, uns auch noch in unserem bekannten und bevorzugten Hotel Al Castello in Torri del Benaco unterzubringen. Also die nächsten drei geplanten Übernachtungen storniert, Sachen gepackt und verladen und dann Aufbruch im strömenden Regen Richtung Gardasee. Bis Innsbruck begleitet uns der Regen (wir würden gern ein paar Insekten vom Visier wischen müssen), aber kaum auf der Autobahn Richtung Brenner, lässt er nach und hört sogar ganz auf! Auf dem Brenner fahren wir unsere Mopeds und Ausrüstung trocken. Alle 50 Kilometer können wir etwas ausziehen, es wird immer wärmer. Ab Trento nimmt der Verkehr dann zu, es kommt zu kleineren Staus. Da haben wir bei der Hitze keinen Bock drauf, also runter von der Autobahn und über Landstraßen weiter zum Gardasee. Wir kommen bei herrlichem Wetter in Torri an, checken ein und genießen dann das Dolce Vita an der Uferpromenade.

Auf dem Brenner wird es trockner Nach langer Zeit blauer Himmel Das erste Bier noch in Lederhose
Montag, 25.07.2011 Tagesziel: Torri del Benaco (Italien / Gardasee)

Aufgrund des herrlichen Sonnenscheins entschließen wir uns, sofort zur Monte Baldo Tour aufzubrechen. Über Albisano und Costermano fahren wir zum „südlichen Einstieg“ in unsere Tour. Die schmale Straße an der Ostseite des Monte Baldo Massivs ist immer wieder ein Genuß, aber auch eine Herausforderung an die Konzentration. Sie ist oft sehr schlecht einsehbar und die Autos und Fahrräder machen es auch nicht angenehmer. Zum Glück sind wir früh dran und es ist relativ wenig los. Am Aussichtspunkt und Biker Treff „Bocca Navene“ sind wir die einzigen Mopedfahrer. Die Aussicht auf den nördlichen Teil des Sees, die man von hier hat, ist immer wieder schön. Nach dem obligatorischen Käffchen (zwei Cappuccini, ein Espresso) und Apfelschorle geht es weiter über Brentonico und Mori nach Torbole am nördlichen Ende des Sees. Dort wieder Käffchen, diesmal mit Apfelstrudel. Es ist erst Mittag und so beschließen wir, auch am Westufer des Sees mal nach dem Rechten zu sehen. Über Riva geht es nach Limone sul Garda. Dort biegen wir nach rechts ab in die Berge. Die schmalen Serpentinen noch in Limone haben es auch in sich. In Vesio kurz die Aussicht genießen, dann weiter nach Pieve di Tremosine. Dort am spektakulären Hotel Miralago (Terrasse am Steilhang 300 Meter über dem See) gönnen Frank und ich uns ein Eis, Tom einen herzhaften Schinken/Salami Crepes (völlig geschmacklos, nach Toms Aussage schmeckt er nicht mal schlecht, sondern nach Nichts). Von Pieve geht es über die Via Benaco durch eine wunderschöne Schlucht runter zum See und dann über die Uferstraße weiter Richtung Süden nach Maderno. In einem der vielen unbeleuchteten Tunneln der Straße ist es zu einem Unfall mit Motorrad Beteiligung gekommen. Das erinnert uns noch einmal eindringlich, immer auf der Hut zu sein. In Maderno nehmen wir die Fähre rüber nach Torri del Benaco. Abends wieder Dolce Vita.

vor der Kirche in Albisano Blick von Albisano auf den See Bocca Navene am Monte Baldo Bocca Navene am Monte Baldo
Blick vom Bocca Navene auf den See Blick vom Bocca Navene auf den See Apfelstrudel und Käffchen Mopedparkplatz in Vesio
unser Mopedparkplatz in Vesio Miralago: Terrasse in schwindelnder Höhe Miralago: steil geht es bergab auf der Fähre
Dienstag, 26.07.2011 Tagesziel:Torri del Benaco (Italien / Gardasee)

Heute soll es die „3 Seen Tour“ werden: Lago di Valvestino, Lago di Idro und Lago di Ledro. Also mit der Fähre zurück nach Maderno und dann Richtung Gargangno über die Uferstraße. Dort geht es dann links ab in die Berge. Auch hier fangen die Serpentinen gleich wieder im Ort an und die Straße geht mit spektakulären Aussichtspunkten Richtung Navazzo. Am Lago di Valvestino die üblichen Fotos, dann weiter über Valvestino, Armo, Persone, Moerna und Capovalle Richtung Idro. Uns fällt auf, dass die Felsüberhänge an der Straße entlang des Sees nicht mehr da sind. Abgefahren oder abgeschlagen? In Capovalle gibt es in einer Tankstellenbar noch schnell ein Käffchen (extrem gut und günstig), dann wird Mittagspause mit lecker Pasta in Idro am See gemacht. Anschließend geht es entlang des Sees nach Bondone, dann weiter durch das Val d`Ampola nach Pieve di Ledro. Am Ostufer des Sees soll es auf der Liegewiese, die wir immer besuchen, wenn wir da sind, zum Mittagsschläfchen kommen. Aber kaum haben wir es uns auf der Wiese bequem gemacht, fallen die ersten Tropfen. Aus ihnen wird schnell ein richtiges Gewitter. Wir flüchten uns in das Toilettenhäuschen, das doch recht geräumig und vor allem sauber ist. Nach und nach kommen immer mehr Flüchtlinge, die mehr oder weniger durchgenässt sind. Auffällig ist, dass diese Flüchtlinge irgendwie alle aus dem Osten Deutschlands zu kommen scheinen. Es hört sich an, wie in einer Ostdeutschen Kaufhalle zu DDR Zeiten … . Beim Versuch, ihre Klamotten mit den Föns für die Hände zu trocknen, wird das elektrische Netz des Häuschens überlastet und wir stehen ohne Strom da. Nachdem das Gewitter weiter gezogen ist, geht es für uns weiter Richtung Riva del Garda. Dort ist der Himmel nur Richtung Lago di Tenno hell, also machen wir aus der 3 Seen Tour eine 4 Seen Tour und nehmen den Tenno See auch noch mit. Dort gibt es in der Bar wieder Käffchen, diesmal mit Apfelkuchen. Die Runde wird noch über Ponte Arche und das Sarca Tal erweitert, bevor es dann nach Arco, Torbole und die Ostuferstraße zurück nach Torri geht. Abends wieder Dolce Vita.

Sperrmauer am Lago di Valvestino Fotopause am Lago di Valvestino Strasse nach Capovalle Tankstellen-Bar in Capovalle
am Lago di Idro Lago di Idro Torbole Torbole
Mittwoch, 27.07.2011 Tagesziel: Dorf Tirol (Italien / Südtirol)

Wir wollen heute nach Südtirol zurück, um in unsere ursprünglich geplante Route zurück zu kommen. Dort sollen nämlich noch die Höhepunkte kommen. Also starten wir nach dem Auschecken Richtung Meran in Südtirol. Wir fahren dabei zunächst wieder ein Stück durchs Sarce Tal, bevor wir über die Gruppo di Brenta nach Norden drehen. Eine herrliche Straße und Landschaft genießend, geht es vorbei am schönen Lago di Molveno nach Cles am Lago di Santa Giustina. Hinter der Gruppo di Brenta geht es durch Plantagen mit tausenden von Apfelbäumen. Die Straße führt hier mit Serpentinen durch die Apfelplantagen, wie anderswo durch Weinberge. Wir liegen gut in der Zeit und entschließen uns, über Bozen zu fahren. So können wir nämlich noch den Mendelpass mitnehmen. Gesagt, getan. Allerdings fahren wir die schönen und gut ausgebauten Serpentinen nur runter. Rauf hätte es bestimmt mehr Spaß gemacht. Dafür bekommen wir gezeigt, wie ein „echter“ Radrennfahrer Pässe fährt. Raus aus dem Sattel und an Motorrad und Auto vorbei. Funktioniert aber (bei den meisten) nur bergab. In Bozen ist es wieder richtig heiß und wir fahren mitten durch. Durch das Val Sarentino (Sarntal), vorbei am Schloss Runkelstein, geht es Richtung Penser Joch. Kurz vorm Pass machen wir uns wasserfest, es sieht nach Regen aus. Es sind aber nur ein paar Tropfen und so kommen wir trocken oben auf dem Penser Joch an. Schnell ein Käffchen, diesmal wieder mit Apfelstrudel bzw. Nudelsuppe, dann runter nach Sterzing. Nach dem Tanken gleich wieder los Richtung Jaufenpass. Auch den schaffen wir bei herrlichem Sonnenschein, bevor es dann durchs Passeiertal Richtung Dorf Tirol bei Meran geht. Dort erwischt uns dann doch noch ein kleiner Schauer. Im Dorf Tirol angekommen, suchen wir unser Hotel für die nächsten beiden Nächte. Es ist ja vorgebucht, nur finden lässt es sich ohne Nachfragen bei der TI nicht. Es liegt dann auch gut versteckt ziemlich weit vom Zentrum entfernt. Dafür ist es diesmal ein „echtes“ Biker Hotel mit Unterstellmöglichkeiten für die Mopeds. Und Bier verkaufen sie auch!

Lago di Molveno Lago di Molveno Val Sarentino kurz hinter Bozen Val Sarentino kurz hinter Bozen
Val Sarentino kurz hinter Bozen Auf dem Penser Joch Blick vom Penser Joch nach Süden Auf dem Jaufenpass
drei auf dem Jaufenpass Blick von Jaufenpass Richtung Sterzing Jaufenpass Unterkunft im Dorf Tirol
Donnerstag, 28.07.2011 Tagesziel: Dorf Tirol (Italien / Südtirol)

Für heute ist der Höhepunkt der Tour geplant: Das Stilfser Joch. Von Meran aus geht es durch das schöne, aber ätzend zu fahrende Vinschgau. Nur eine Straße, die von allen mit allem benutzt wird. Dem entsprechend geht es schleppend voran bis Sponding. Hier biegen wir Richtung Stilfser Joch ab. Ab hier sind dann nur noch die unterwegs, die übers Joch wollen. Nach der ersten der 48 Kehren machen wir zur Stärkung noch eine kurze Zigarettenpause, bei der wir einen in die Jahre gekommenen Radfahrer nicht wirklich bemitleiden, wie er jetzt schon schnaufend und mit hoch rotem Kopf sein Fahrrad lieber schiebt. Die jetzt kommenden Kehren sind zum Teil wirklich sehr eng und man muss schon gut aufpassen, zumal der Gegenverkehr hinter den Kehren nicht immer einsehbar ist. Deshalb sind wir auch einigermaßen überrascht, als uns genau in einer Kehre ein Bus entgegen kommt. Der klügere und kleinere gibt nach, also lassen sich Frank und Tom ein Stück zurück rollen, damit der Bus rum kommt. Irgendwann ist es geschafft und wir stehen auf dem Kamm des Stilfser Jochs in 2757 Metern und frieren ein bißchen. Anders als bei den meisten Pässen steht hier nicht nur eine Herberge, sondern es ist touristisch voll erschlossen. Ein Andenkenladen neben dem anderen. Auf Nachfrage bei einem „Anwohner“ erfahre ich, dass hier oben auch im Sommer nachts die Temperatur weit unter 0 Grad Celsius fällt. Auch fürs leibliche Wohl ist ausreichend gesorgt. Wir gönnen uns jeder eine leckere Bratwurst im Riesenbrötchen, verzichten aber auf das Kraut. Dem Druck wollen wir uns bei der Abfahrt nicht aussetzen. Die Abfahrt Richtung Bormio auf der gut befahrbaren Straße mit nur noch 32 (oder waren es 36) Kehren geht wunderbar, obwohl uns ein Schauer die Aussicht ein bisschen einschränkt. Außerdem taucht auch hier der ein oder andere unbeleuchtete Tunnel auf. Vor Bormio biegen wir dann Richtung Livigno ab und kommen so noch in den Genuss des Passo di Foscagno und des Passo di Eira. Hier wundern wir uns, dass oben auf dem Pass ein besetztes Zollhäuschen steht und nehmen es mal so hin. Dann kommen wir nach Livigno. Scheint ein betriebsamer Wintersportort zu sein, Skilift neben Skilift, Hotel neben Hotel und auch jetzt im Sommer hunderte von Wohnmobilen. Nachdem wir an der der zweiten Tankstelle vorbei gefahren sind, lassen uns die angeschlagenen Preise stutzig werden: Senza Plombo für 1,078 €! Also tanken und erkundigen. Livigno ist zollfreie Zone. Kraftstoff, Alkohol, Zigaretten usw. alles zollfrei. Durch Galerien und Tunnel geht es am Lago di Livigno entlang, bis wir durch den mautpflichtigen Munt-la-Schera Tunnel (10 € !!!) die Schweiz erreichen. Mit ein paar Schauern über den Ofenpass durch Santa Maria, Taufers und Glurns erreichen wir dann bei Schluderns wieder den Vinschgau und fahren zurück nach Meran in unser Hotel.

Richtung Stilfser Joch Rund um das Stilfser Joch Rund um das Stilfser Joch Der Weg zum Stilfser Joch!
auf dem Stilfser Joch drei stolz wie Oskar Der Weg zum Stilfser Joch! auf dem Stilfser Joch
auf dem Stilfser Joch Der Weg vom Stilfser Joch Der Weg vom Stilfser Joch Der Weg vom Stilfser Joch
Bergansicht vor Bormio Passo Foscagno Zollhäuschen am Passo Eira Zigaretten- und Fotopause
Passo Eira am Passo Eira Livigno kaum zu glauben für 2011
Lago di Livigno mit Galerien Wirtschaftswege Glurns Glurns
Glurns Käffchen ... ... mit Kuchen oder Eis
Freitag, 29.07.2011 Tagesziel: Sonthofen (Deutschland)

Teil 1 der Rückreise ist angesagt. Durch das Passeiertal geht es Richtung Timmelsjoch. Leichter Regen kann den Spaß an der Auffahrt nur leicht mindern. Oben angekommen, sind es so ca. 2-3 Grad Celsius. Es ist neblig und nass, man sieht also vom bestimmt schönen Panorama recht wenig. Also schnell in die Herberge und ein Käffchen. Während wir runter ins Ötztal fahren, wechseln sich Regen und Sonne ab. Die Touristenhochburgen wie Sölden, Huben oder Oetz geben uns einen Eindruck, was hier los sein kann, wenn das Wetter mitspielt. Wir kurven dann noch ein wenig durch Österreich, um das Hahntennjoch und den Namloser Sattel mitzunehmen. Das Hahntennjoch erweist sich als recht glitschig. Weils mal wieder schauert, machen wir in Pfafflar Mittagsrast. Der Namloser Sattel ist dagegen gut befahrbar, langgezogene Kurven statt Tornanti. Gaichtpass und Oberjoch-Pass sind die letzten beiden Pässe dieser Reise. Über sie erreichen wir unser vorletztes Etappenziel Sonthofen. Hier verbringen wir noch einen launigen Abend mit gutem Essen in unserer letzten Unterkunft, dem Landhotel Bauer.

Timmelsjoch Timmelsjoch Timmelsjoch Timmelsjoch
Timmelsjoch der Nebel kommt Wahrheiten am Timmelsjoch Timmelsjoch der Nebel kommt
Hahntennjoch: wir bilden uns weiter Hahntennjoch am Hahntennjoch am Hahntennjoch
Samstag, 30.07.2011 Tagesziel: Lippstadt (Deutschland)

Der letzte Tag unserer Reise. Einmal A7 bis Kassel, bitte. Bei wechselhaftem Wetter geht es auf der Autobahn ohne Staus oder sonstige Probleme zügig Richtung Heimat. In Kassel biegen wir auf die A44 nach Lippstadt ab, weil es da heute noch einen Geburtstag zu feiern gibt. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir das Geburtstagskind, gratulieren artig und werden mit einem leckeren Essen Willkommen geheißen!

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